„El Pescador“ auf der Wasserburg in Riva
Vormittags wird ein kleiner weißer Dreiradroller auf der Piazza der Rocca di Riva zur Anlaufstelle Nummer eins für alle, die fangfrischen Fisch aus dem Gardasee genießen wollen.
Von Flussbarsch über Sardinen bis Hecht bietet Alberto Rania aus seinem mobilen Stand auf der Ladefläche seiner Ape mit der Aufschrift „El Pescador“ täglich an, was ihm wenige Stunden zuvor ins Netz gegangen ist. Eine Besonderheit im Norden des Gardasees, denn Alberto Rania ist der letzte Fischer von Riva del Garda.
Albertos Leidenschaft für Fischerei
1961 in Florenz geboren, zog es Alberto Ranias Familie nach dem Tod des Vaters 1966, zurück in die Heimat der Mutter nach Riva del Garda. Die Leidenschaft für die Fischerei entdeckte Alberto bereits im Kindesalter, als ihn sein Onkel mit auf den See nahm und in die Geheimnisse des Wassers und der Fischerei einweihte. Trotzdem ging er nach der Schule in den Norden, wo er am Institut Vittoria di Trento ein Kunststudium absolvierte. Nach Stationen als Koch in Hamburg und München kehrte er 2015 nach Riva del Garda zurück und entschied sich, hauptberuflich als Fischer zu arbeiten – ein ambitioniertes Unterfangen, denn der Norden des Gardasees gilt aufgrund des starken Windes als schwierige und gefährliche Region für Fischerei. Die Felsen, die aus dem nördlichen Fjord herausragen, schränken die fürs Fischen geeigneten Gebiete zusätzlich ein. Albertos Liebe zur Region und zum See überwog die Bedenken: „Nach vielen Jahren im Ausland und Norden Italiens sehnte ich mich danach, zurückzukehren. Das ist meine Heimat, hier kenne ich mich am besten aus“, erklärt er. Neben den schwierigen Bedingungen bietet der nördliche Teil des Gardasees aber auch Vorteile, das Wasser ist klarer und sauerstoffreicher und der Fisch somit von höherer Qualität.
Jeden Morgen, zum Teil noch weit vor Sonnenaufgang, fährt Alberto mit seinem Motorboot los und holt die Netze ein, die er zuvor ausgelegt hat. Im Hafen angekommen, lädt er seinen Fang auf seinen Dreiradroller und bringt ihn nach Hause in seine Werkstatt, wo er die Fische sortiert, putzt und nach Kundenwunsch filetiert. Mit seinem Betrieb möchte Alberto den Seefisch wieder bekannt machen. „Es ist schwierig, Süßwasserfisch in Fischgeschäften oder großen Einzelhandelsgeschäften zu finden. In unserer Gegend gibt es seit mehr als 20 Jahren keinen Fischer mehr. Die Menschen haben mein Angebot an Seefisch mit großer Begeisterung angenommen.“ Von Barsch über Hecht bis Sardinen bietet Alberto verschiedenen Seefisch an und steht seiner Kundschaft mit Zubereitungs- und Rezepttipps zur Seite. Die Menschen in Riva kennen und schätzen Alberto. Aus geschäftlichen Beziehungen sind mittlerweile Freundschaften entstanden.
„Fischer... eine Freude, tausend Sorgen“
Trotzdem birgt der Beruf auch Schattenseiten. „Fischer zu sein ist kein einfacher Job. Man muss den See und seine Strömungen perfekt kennen. Es ist ein Job, der hauptsächlich nachts ausgeübt wird und es gibt keine freien Tage. Man fischt, wenn der See es zulässt. Ich erinnere mich an wunderbare Nächte mit reichlich Fischfang, aber auch an Enttäuschungen, wenn die Netze leer blieben, aber so ist das nun mal beim Fischen. Ein altes Sprichwort sagt: „Fischer... eine Freude, tausend Sorgen“, erzählt Alberto und erinnert sich an eine stürmische Nacht im Jahr 2016: „Ich war gerade dabei, die fliegenden Netze einzuholen, als ich die Blitze im Süden sah. Ich hatte noch etwa 300 Meter Netze einzuholen und ich dachte, ich würde es schaffen, bevor der Sturm eintrifft. Leider war das nicht der Fall. Der Sturm traf mich drei Kilometer von der Küste entfernt und blies das Netz in den Propeller meines Motors, sodass ich auf dem Wasser ausgeliefert war. Glücklicherweise dauerte der Sturm nur kurz und sobald er vorüber war, konnte ich die Schraube befreien und in den Hafen zurückkehren. Heute würde ich so ein Risiko nicht mehr eingehen.“ Robertos Herz schlägt trotzdem für die Fischerei: „Es ist ein Beruf, den man im Blut haben muss, man muss ihn aus Leidenschaft machen. Ich hoffe sehr, dass es nach mir noch jemanden geben wird, der meinen Beruf weiterführen wird.“
Rivas Gewässer selbst erkunden
Für Alberto ist seine Heimat Riva del Garda einer der schönsten Orte am See. Touristen würde er raten, nicht nur am Strand zu entspannen, sondern die Ufer des Sees zu erkunden. Der Fjord und seine Ufer sind zum Großteil nicht vom Land aus, sondern nur mit dem Boot zu erreichen und verbergen einige abgelegene Schätze. Wer es ruhiger mag, kann mit einem Kajak in der Morgendämmerung den menschenleeren See erkunden, seltene Eisvögel beobachten oder auf der Suchen nach kleinen Fischen ins kühle Nass springen und die Unterwasserwelt des nördlichen Teils des Sees erkunden.